
Ich bin seit Jahren Stammgast auf der Venus-Messe in Berlin – und jedes Mal, wenn ich durch die Hallen laufe, wird mir bewusst, wie sehr sich diese Branche wandelt.
Die Erotikszene steht nie still. Sie entwickelt sich, passt sich an, wird digitaler, inklusiver – und gleichzeitig auch mutiger. 2025 war wieder so ein Jahr, in dem man diese Veränderung nicht nur gesehen, sondern gespürt hat.
Die Venus war schon immer ein Ort der Tabulosigkeit, der Freiheit und der Lust – aber dieses Jahr hatte sie noch mehr Tiefe. Es ging nicht nur um nackte Haut oder Show – sondern um Selbstbestimmung, Diversität, neue Geschäftsmodelle, technologische Trends und eine Szene, die sich ihrer Verantwortung zunehmend bewusst wird.
Ich nehme dich in diesem Artikel mit auf meinen ganz persönlichen Rundgang über die Messe – mit ehrlichen Eindrücken, spannenden Gesprächen und einem Blick hinter die Kulissen der vielleicht freizügigsten Messe Deutschlands.
Alles beim Alten – und doch ganz anders
Schon beim Betreten des Geländes war die typische „Venus-Energie“ sofort wieder da: Musik, Blitzlicht, eine gewisse knisternde Aufregung in der Luft. Besucher strömen rein – viele davon auffällig jung, diverse und bunt gemischt. Auch das war auffällig: Die Szene öffnet sich zunehmend nicht nur für Männer, sondern auch für Frauen, Paare, LGBTQ+ Gäste und neugierige Einsteiger.
Aber was mir direkt auffiel: Die Hallen wirkten strukturierter, fast professioneller – trotz der offenen Erotik. Es war klar: Die Branche hat dazugelernt. Aussteller geben sich Mühe mit ihren Ständen, mit Branding, Lichtführung, Interaktivität. Alles wirkt weniger „schmuddelig“, sondern mehr wie eine eigene Industrie mit Stolz auf das, was sie macht.
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Von der Cam zum Business – Creatorinnen als Unternehmerinnen

Ein Trend, der sich jedes Jahr stärker zeigt, ist die Professionalisierung der Cam-Szene und Creator-Welt. OnlyFans, Fansly, Stripchat – diese Plattformen dominieren mittlerweile ganze Hallenbereiche. Und anders als früher, wo es um möglichst knappe Outfits ging, stehen heute Markenbildung, Communityaufbau und Selbstvermarktung im Fokus.
Ich sprach mit einer jungen Creatorin, die 2021 noch als Besucherin da war und heute ihren eigenen Stand mit Team hatte. Ihr Satz ist mir hängen geblieben:
„Ich bin keine Darstellerin – ich bin mein Produkt, mein Management, mein Marketing und meine Marke in einem.“
Viele von ihnen verkaufen ihre eigenen Kalender, Chat-Angebote, Videos oder Fanartikel. Und sie tun das mit Charme, Selbstbewusstsein und einer riesigen Portion Authentizität. Die Erotik ist dabei fast Nebensache – es geht um Persönlichkeit.
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Tech, Toys und Trends – was neu war in 2025

Natürlich gab es auch dieses Jahr wieder jede Menge neue Produkte. Besonders aufgefallen ist mir die Vielzahl an intelligenten Sextoys, die via App steuerbar sind – perfekt für Paare in Fernbeziehungen oder einfach für Spielereien im Alltag. Auch VR und KI waren stark vertreten: Virtuelle Erotik-Erlebnisse, AI-generierte Fantasien, Voice-Control-Toys und sogar erste Hologramm-Prototypen konnte man ausprobieren.
Ein Hersteller präsentierte eine Art „Lust-Tracker“ – ein Wearable, das sexuelle Erregung misst und zur Steuerung von Toys eingesetzt werden kann. Science-Fiction? Vielleicht. Aber es funktioniert.
Die klassische Erotikindustrie trifft hier auf Hightech und Start-up-Mentalität. Und genau das macht die Venus mittlerweile auch für Leute aus der Tech-Szene spannend.
BDSM & Kinky Area – gewachsen, gereift, respektvoller denn je

Die Kinky Area war dieses Jahr noch größer, besser besucht und hochwertiger aufgestellt als zuvor. Was früher wie eine kleine Nische wirkte, ist heute ein ganz selbstverständlicher Teil der Messe. Und zwar nicht mit dunklen Vorhängen und anonymen Faces – sondern mit offenen Gesprächen, Workshops zu Safewords, Bondage-Demos, Latex-Modenschauen und Infoständen.
Ich bin mit einem befreundeten Paar durch die Halle gegangen – beide aktive in der SM-Szene – und sie meinten, dass sie es nie für möglich gehalten hätten, so einen Raum der Toleranz und Bildung auf einer Publikumsmesse zu erleben.
Was auffiel: Viele Besucher*innen kamen nicht zum „gucken“, sondern wirklich, um zu lernen, zu fragen, sich zu informieren. Besonders groß war das Interesse an Themen wie:
- Femininer Domination
- Queere Rollenbilder im BDSM
- Aftercare & emotionale Verantwortung
Es ging hier nicht um Effekthascherei, sondern um echte Auseinandersetzung mit Grenzen, Lust und Respekt.
Mein ganz persönliches Fazit: Die Venus wird erwachsen – und bleibt trotzdem verspielt

Nach so vielen Jahren als Besucher hätte ich nicht gedacht, dass mich die Messe noch mal wirklich überraschen kann. Aber 2025 hat genau das geschafft. Die Szene ist offener, smarter, professioneller und dennoch verspielter denn je.
Was ich besonders schön finde: Die Venus ist kein Ort mehr, an dem man sich „versteckt“ oder wo man sich fragt „Darf ich das gut finden?“. Stattdessen ist sie ein Ort, an dem man offen neugierig sein darf – ohne Scham, ohne Urteil.
Ob du selbst aktiv bist, nur gucken willst, auf der Suche nach Inspiration bist oder dich einfach für moderne Sexualität interessierst: Die Venus 2025 war wieder einmal ein Ort der Begegnung, der Reize und der echten Menschen.
Und genau deshalb werde ich auch 2026 wieder hingehen.